Lullin + Ferrari

Pierre Haubensak 

Ausgewählte Arbeiten

24. Oktober – 8 .November 2025

Wir freuen uns sehr, die fünfte Einzelausstellung von Pierre Haubensak (*1935 auf dem Brünig) in unserer Galerie zu zeigen. Die Ausstellung ist ein Reflex seiner grossartigen, retrospektiv angelegten Schau im Fotostudio Frei, einer Dépendance des Vitra Campus, in Weil am Rhein diesen Sommer. Die Präsentation wurde von einer Publikation begleitet, die sich anhand ausgewählter Arbeiten von 1961-2025 und einem konzisen Text von Dieter Schwarz dem Gesamtwerk des bedeutenden Künstlers nähert. Die Ausstellung fand aus Anlass des 90. Geburtstag von Pierre Haubensak statt.

Pierre Haubensak präsentierte in den grosszügigen Räumen des Fotostudio Frei, einem frühen Bau von Herzog & de Meuron, Arbeiten aus vielen Werkgruppen. In der Galerie konzentriert er sich auf zwei Schaffensphasen: Aus dem Spätwerk nach 2020 zeigt er insgesamt neun Bilder, sechs Malereien auf Büttenkarton und drei Arbeiten auf Leinwand; aus der Gruppe der vorwiegend in den 1990er Jahren entstandenen Tetras zeigt er zwei grosse Ölbilder im Hochformat. Diese beiden Bilder bestimmen den Eindruck im zweiten Ausstellungsraum. Sie sind einander gegenüber gehängt und fassen klammerartig das Raumgefüge. In den meisten Bildern aus der Gruppe der Tetras entschied sich Haubensak, die in der Diagonalen gesetzten Farbfelder entweder mit hellen oder dunklen Farbtönen zu malen. Diese kreuzweise Anordnung der hellen und dunklen Farben gibt den Bildern den Eindruck dynamischer Bewegung.

In den Arbeiten aus seinem Spätwerk reizt Haubensak wie immer die Möglichkeiten der Malerei aus. Ein wichtiges Kriterium dieser Werkgruppe ist, dass der Maler vollkommen auf die Arbeit mit dem Pinsel verzichtete, sondern als Arbeitsinstrument lediglich einen etwa 50 Zentimeter breiten Spachtel aus Blech benutzte. Je nach Druck lässt Haubensak unterschiedliche Mengen von Farbe zwischen Spachtel und Bildträger auf den Bildgrund gelangen, wobei es nie zu einem dicken Farbauftrag kommt. Diese körperliche Arbeit verlangt vom Künstler einiges ab, auch weil die Arbeit schnell geschehen muss, da Acrylfarbe rasch trocknet. Die gewählte Technik ermöglicht wenig Spielraum für spontane Improvisationen: Haubensak muss vor der eigentlichen Arbeit wegweisende Entscheidungen für die Bildgestaltung treffen. Wichtig ist es, den Kontrast der Farben im Vorfeld zu bestimmen. Der Künstler verteilt die Farbe „alla prima“, in einem Zug; dabei hält er Konfigurationen fest, die zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit oszillieren. Die Bildträger, Leinwand oder Büttenpapier, bringen ihre ganz eigene Qualität als Farbträger mit. Diese Bilder des Claire-Obscure verlangen vom Publikum eine interpretatorische Leistung. Erkennendes und wiedererkennendes Sehen sind gefragt. In dieser seit 2016 entstandenen Werkgruppe entfaltet Pierre Haubensak ein souveränes Spätwerk, das eine verblüffende Leichtigkeit und gelassene Selbstverständlichkeit besitzt.