Lullin + Ferrari

Franziska Furter

MAYBE NOW

21. März bis 17. Mai 2025

Wir freuen uns sehr, Ihnen neue Arbeiten von Franziska Furter (*1972 in Zürich, lebt und arbeitet in Basel) in ihrer siebten Einzelausstellung in unserer Galerie zu präsentieren. Ihre Schau beginnt mit einem Licht: In einer grossen zweiseitigen Wandzeichnung namens Now and Now gibt Franziska Furter eine brennende Wunderkerze wieder. Eine vergängliche, nur kurze visuelle Erscheinung hält sie für die Dauer der Ausstellung fest. Auf der einen Seite wird die weisse Wand durch die schwarze Farbsetzung zum Lichtkörper, zur Ausstrahlung eines Augenblicks. Auf der Rückseite findet sich die Fortsetzung der Wandzeichnung, eine Umkehrung des Lichtspektakels, ein schwarzes Licht auf weissem Grund. Beide Darstellungen beruhen auf derselben Fotografie. Es ist derselbe Moment einmal positiv und einmal negativ. es geht um Fragen des Standpunkts und der Wahrnehmung von Realität und Illusion, Wahrheit und Erfindung. Für Franziska Furter ist die Wunderkerze der Inbegriff des Vergehens von Zeit. Alles ist in Sekundenschnelle vorbei. Als Kind war sie stets überrascht, dass von diesem Lichtspektakel am Schluss lediglich ein schwarzer, brösliger Stängel übrigblieb. Sie wollte schon lange für dieses Bild eine neue Form finden und nun war die Zeit reif dafür.

Zeitliche Abläufe spielen in der Kunst von Franziska Furter stets eine grosse Rolle. Das Handwerk, die beinahe körperliche Nähe zu ihren Materialien ist für sie von zentraler Bedeutung. In diesem Sinne könnte ihre zeichnerische Arbeit als der Skulptur verwandt bezeichnet werden. Der haptische Moment, die Versenkung in ihre Tätigkeit, ist für sie wichtig und wird in der Fertigung jeder ihrer Arbeiten ersichtlich. Diese beinahe physische Konzentration auf die künstlerische Aussagekraft findet sich auch in den 14 kleinformatigen Papierarbeiten namens A Grain of Sand, die an den Wänden um die zwei Wandzeichnungen verteilt sind. Besondere Aufmerksamkeit schenkt Franziska Furter der Präsentation dieser Arbeiten: Die Blätter scheinen im Rahmen zu schweben. Dieser Eindruck verleiht ihnen eine beiläufige Leichtigkeit. Einige der marmorierten, abstrakten Darstellungen können als Landschaften gedeutet werden, da in ihnen Horizontlinien vorhanden sind. Auch andere Assoziationen werden wachgerufen, wie zum Beispiel Infrarotbilder von Wetterphänomenen, Mikroskop-Ansichten, Landkarten etc. Seit 2010 hat Franziska Furter mit der Technik des Marmorierens zu arbeiten und zu experimentieren begonnen, was sich in verschiedenen Werkserien, unter anderem den Coronas (2012-14), Scattered Rainbows (2014-19) und den Remains of the Day (2021) niederschlug. Alle diese Arbeiten entstanden auf der Wasseroberfläche und waren ständig in Bewegung, bis Franziska Furter sie mit einem Blatt abnahm. Sie sind somit Abbilder des Moments, denn schon eine Sekunde später würden sie anders aussehen.

Rote Verknotungen aus der Werkgruppe der Fundas setzen im zweiten Ausstellungsraum markante Akzente. Diese Arbeiten sind inspiriert von Glücksbringern und Steinschleudern, denen Franziska Furter in der spanischen Form von «Honderas» auf Mallorca während eines Studienaufenthalts erstmals begegnete. «Funda» bedeutet in der rätoromanischen Sprache Steinschleuder. Sie sind einerseits eine Visualisierung von Wut und Protest, andererseits von Versenkung und Konzentration. Knoten besitzen in vielen Kulturen grosse Symbolkraft, sei es für die Liebe, Verbindung, Ewigkeit, Kontinuität, Bindung an das Schicksal und vieles mehr.

Die Ausstellung von Franziska Furter ist eine begehbare Installation. In ihr setzt sie den Akzent auf das Hier und Jetzt und berührt existentielle Fragen menschlichen Daseins.