Wir freuen uns sehr, die zweite Ausstellung des schweizerisch-georgischen Künstlers Koka Ramishvili (*1956 in Tbilissi, Georgien, lebt seit 2000 in Genf) in unserer Galerie zu zeigen. Der multimedial arbeitende Künstler Koka Ramishvili konzentriert sich in seiner Ausstellung Coordinates ausschliesslich auf das Medium der Ölmalerei. Wie aus dem Titel hervorgeht, setzt er mit seinen Bildern in den Räumen der Galerie Koordinaten: Einerseits erforscht Koka Ramishvili in jedem einzelnen Bild die Möglichkeiten der Malerei, andererseits setzt er die einzelnen Bilder zueinander in Beziehung und erzeugt dadurch Stimmungsräume. Seine Ölbilder sind zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit anzusiedeln. Sie verweisen nicht auf einen kunsthistorischen oder bildtheoretischen Überbau, wie das in anderen seiner Werkgruppen der Fall ist, sondern sind in den Worten von Koka Ramishvili reine, sehr einfache und persönliche Bilder, die eine genaue Betrachtung verlangen. Sie zeigen Koka Ramishvilis Freude an der Malerei und seine Absicht, das Publikum direkt daran teilhaben zu lassen.
Die Bilder stellen persönliche Notate von Koka Ramishvili dar, Aufzeichnungen mit Pinsel und Farbe, deren poetische Wirkung sich erst durch eine vertiefte Betrachtung benennen lässt. Koka Ramishvili erläutert, dass die Farbe lebendig wird durch den Dialog zwischen ihm und der Farbe. Auf der Wand gegenüber dem Eingang zur Galerie hängen drei filigrane Arbeiten. Sie stellen zarte, pudrige Farbräume dar, auf die Koka Ramishvili zunächst mittels Pinsel und danach mit der Hand blaue und lila Akzente sowie gelbe und orange Farbtupfen und -kreise aufgetragen hat. Die Titel der Bilder fallen Koka Ramishvili im Arbeitsprozess zu. Sie finden keine unmittelbare Entsprechung in den Bildern, sondern sind Inspiration, Eingebungen im Prozess des Malens selbst. Die beiden kleineren Bilder in der Dreiergruppe lassen Landschaft erahnen, die Titel suggerieren das Verschwinden eines Sommerabends, das grössere Bild gibt innerbildliche Koordinaten wieder. Zwei Arbeiten, deren Bildmitte hervorgehoben ist, fassen die Dreiergruppe ein. Der eine Bildtitel verweist auf eine schwebende Rose, der andere auf das wolkige Lila der Binnenform. Diese beiden Bilder unterscheiden sich stark in der malerischen Ausführung: In der roten Form lässt sich jeder einzelne Pinselauftrag erkennen, in der Lila-Form hingegen sind die Pinselspuren verwischt und zeigen sich nur an den Rändern.
Im zweiten Raum entfaltet Koka Ramishvili eine Vielzahl malerischer Möglichkeiten. Ein sich in der Bewegung auflösender Hase, der an die Bildfindungen der Futuristen denken lässt, und ein farbenfroher gebieterischer Papagei empfangen die Eintretenden. Das grösste Bild im Raum kann als Echo der drei Bilder auf der Eingangswand bezeichnet werden. Den gelben Grund übermalte Koka Ramishvili mit einer durscheinenden rosaroten Fläche. Der Titel eines Märchens von Johann Wolfgang von Goethe Die grüne Schlange und die schöne Lilie (1795) inspirierte Koka Ramishvili. Die grüne Brücke im Märchen habe ihm, so Koka Ramishvili, im malerischen Prozess den Zugang zu seinem Unterbewusstsein ermöglicht.
Im Bild Ephesian Temple in the Eternal World gibt Koka Ramishvili in einem sich auflösenden malerischen Prozess die Vorstellungen von Grösse und Erhabenheit wieder. Daneben hängt das kleine Bild Eros, das körperliche Qualität besitzt. Darauf folgt die Stimmung eines Blauen Elefanten, der gegenüber der beiden farbenstarken Bildern Study for Parsifal und Coeur éthéré hängt. Sieben Bilder in zwei unterschiedlichen Grössen sind in einer installativen Anordnung gehängt. In der vergleichenden Betrachtung lassen sich die einzelnen Bilder der Installationen zu den anderen Bildern in der Ausstellung in Beziehung setzen und tragen somit wesentlich zur Dramaturgie der Ausstellung Coordinates bei.
In allen Bildern der Ausstellung wird die Freude von Koka Ramishvili am eigentlichen Malprozess erkennbar. Die künstlerische Arbeit, das konzentrierte Auftragen der Ölfarbe auf dem Bildgrund ist in dieser Werkgruppe dem Verfassen von Gedichten ähnlich: Das Abwägen der Worte, der Klang des Satzes, sein Widerhall in der nächsten Strophe finden sich in dieser Schau mit bildnerischen Mitteln wieder.